Hier schläft man fürstlich: Parador.
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Parador de Leon. Foto: Ursula Pfennig

Parador de Leon. Foto: Ursula Pfennig
Parador de Zamora. Foto: Ursula Pfennig.
Parador de Zamora. Foto: Ursula Pfennig

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Parador de Zamora. Foto: Ursula Pfennig
Parador de Zamora. Foto: Ursula Pfennig
Blick aus dem Parador auf Salamanca
Auf der Promenade von Gijón.
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Die Bauherren haben an nichts gespart. Die besten Architekten und größten Künstler engagierten sie, um Macht und Reichtum in Stein meißeln zu lassen. Fast hundert Meter lang ist die Fassade von San Marcos in León, über und über mit Medaillons und Statuen verziert, als sei sie nicht aus Stein gehauen, sondern aus Silber geschmiedet. Die prachtvollsten Türen mussten her, holzgeschnitzte Decken, weit ausladende Treppen, Gemälde, Brokate.
Als „ehemaliges Pilgerhospital“ wird dieser Prachtbau der Superlative im Norden Spaniens meist bezeichnet, doch das ist irreführend. Die Jakobiner, der mächtigste Militärorden Spaniens, errichteten San Marcos Anfang des 16. Jahrhunderts mit satten finanziellen Zuschüssen von Isabela und Fernando, den „Katholischen Königen“. Die hatten gerade die letzten Moslems vertrieben und schwangen sich nun mit Hilfe des in Amerika geraubten Goldes zur Weltmacht empor. Der Jakobiner-Orden kontrollierte den Jakobsweg, den Pilgerweg nach Santiago de Compostela als eine der wichtigsten Verkehrsachsen Europas. Um Nächstenliebe ging es hier höchstens am Rande. Hier wurden den Reichen und Mächtigen Europas in allerfeinstem Ambiente die malträtierten Pilger-Füße gepudert. Es ging um Einfluss in der alten und neuen Welt.
Heute wohne ich hier. Für einen Tag nur, und auch nicht in der königlichen Suite zum Platz hinaus. Trotzdem. Wer einen Wein im kühlen Schatten des Renaissance-Kreuzganges genießt, auf einem antiken Lehnstuhl sitzend den Blick ins Gewölbe schweifen lässt, fühlt sich fürstlich beherbergt. San Marcos in León ist ein heute „Parador“, ein Haus der staatlichen spanischen Hotelkette, die zum großen Teil in Klöstern, Palästen und Burgen eingerichtet sind. „Parador“ heißt schlicht „Unterkunft“, in den meisten Fällen handelt es sich jedoch um wahrlich feudale Unterkünfte.
„Wir haben die besten Häuser in den besten Lagen“, sagt Zacarías Baz Antón, Manager im Parador von Zamora. Wohl war. Der Parador von Zamora ist ein Paradebeispiel für die Häuser der Kette: Ein Renaissance-Palast an der Plaza Mayor mitten in einer lebendigen spanischen Kleinstadt, voll von erstrangigen Kulturgütern. Trotzdem gibt es einen Swimmingpool – mit Blick auf eine romanische Kirche und Storchennester. Solchen Komfort konnten die Grafen von Alba und Aliste, Erbauer des Hauses, wohl kaum genießen.
Nicht alle Paradores sind alt, doch fast alle sind etwas Besonderes. In Gijón, der jungen Hafenstadt am Atlantik, liegt der Parador eingebettet in einen Park. Bei Neubauten ist es oft ein spektakulärer Ausblick. So in Salamanca: Das Gebäude erinnert an gut gemeinte Parkhausarchitektur der 80er Jahre. Doch der Blick auf die gegenüberliegende Altstadt von Salamanca entschädigt – besonders bei Sonnenuntergang oder auch nachts auf die illuminierte Kathedrale.
Bereits 1928 hatte der Marqués de la Vega Inclán, „Königlicher Kommissar für Tourismus“, die geniale Idee, leer stehende Paläste und Burgen zu niveauvollen Herbergen umzubauen. Erstens zum Nutzen der Reisenden, die so auch in abgelegenen Gegenden angemessen unterkommen können. Zweitens zum Nutzen der Paläste, die sonst zu Ruinen verfallen wären. Und drittens zum Nutzen der Regionen – von Anfang an waren die Paradores als Instrument zur regionalen wirtschaftlichen Entwicklung gedacht. König Alfons der XIII. eröffnete 1928 den ersten Parador in Gredos – nicht ganz zufällig ein beliebtes Jagdrevier. Das Konzept erwies sich als sehr erfolgreich. Mittlerweile gibt es 93 Paradores im Land, vorrangig in Gegenden, die vom Tourismus weniger erschlossen sind.
Neuerdings stellt Spanien die Paradores verstärkt ins Licht der ausländischen Öffentlichkeit. Nicht, dass die es nötig hätten. Die besten von ihnen sind – auch aufgrund eines fairen Preis-Leistungs-Verhältnisses – gut gebucht. Die meisten Gäste sind Spanier: Geschäftsreisende, Wochenendausflügler, Hochzeitsgesellschaften. Wer sich und seinen Gästen etwas Besonderes gönnt, geht in den Parador. Auch die Zahl der ausländischen Gäste hat stark zugenommen. Doch die Paradores sind eben nicht nur Unterkünfte – sie sind eine eigene Attraktion in den weniger bekannten Regionen Spaniens und können dazu beitragen, Touristen dorthin zu leiten, wo Spanien am schönsten ist. Ganz im Sinne von Marqués de la Vega Inclán, des königlichen Kommissar für Tourismus, der seine Idee ausbrütete, lange bevor die ersten Badelaken spanische Strände pflasterten.
Routenvorschlag: Silberstraße
Die „Silberstraße“ (Vía de la Plata) verläuft von Sevilla in Andalusien nach Gijón an der Nordküste Asturiens und führt dabei durch Zafra, Mérida, Cáceres, Plasencia, Salamanca, Zamora, Benavente und León – lauter Städte und Städtchen abseits ausgetretener Pfade mit unglaublichen Kulturschätzen und einem Parador. Die etwa 800 Kilometer lange Route war über Jahrhunderte ein wichtiger Handelsweg. Bereits die Römer transportierten hier Erze aus den Minen von Las Médulas, später waren Reichtümer aus Kolonien, die über Sevilla angelandet wurden, wichtige Güter. Auch Jakobspilger aus dem Süden benutzten die Straße. Die Route führt über mehrere Gebirgszüge und bietet einen Querschnitt durch Spaniens Kultur- und Naturlandschaften vom trockenen Süden und Westen bis zum grünen Norden.
Paradores
Katalogbestellung, Buchung und Info unter www.paradores.de
Allgemeine Informationen
Spanischen Fremdenverkehrsamt www.tourspain.es
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